Tibetische Außenministerin zu Besuch in Lüneburg
Kalon Norzin Dolma, Außen- und Informationsministerin der tibetischen Exilregierung des Dalai Lamas zu Gast in Lüneburg
Sehr bewegt hat mich der Besuch von Kalon Norzin Dolma, Außen- und Informationsministerin der tibetischen Exilregierung des Dalai Lamas.
Wir sprachen über die Verantwortung von politischen Entscheidungträgern, die Begrenzung der weltlichen Macht durch moralisch-ethische Gesetze und das friedliche Miteinander von Menschen unterschiedlicher Kulturkreise, das durch das gegenseitige Kennenlernen und den freien Handel miteinander gefördert wird.
Während des Besuchs wehte die tibetische Flagge vor dem Rathaus. Dazu sagte Frau Kalon Dolma: “ Es ist eine große Ehre und zutiefst bewegend, heute hier in Lüneburg zu sein und unsere Flagge vor diesem historischen Rathaus wehen zu sehen.“ Das sei ein starkes Zeichen der Solidarität mit dem tibetischen Volk und ein wichtiger Schritt, um die Welt über ihre friedliche Sache aufzuklären.
Neben Hamburg, Kiel, Wismar und Schwerin besuchte die Delegation auf Einladung der Naumann-Stiftung Lüneburg. Nach der Begrüßung durch Bürgermeisterin Jule Grunau trug sich Frau Kalon Dolma ins Goldene Buch der Hansestadt ein.
Danach fand ein Besuch im Ostpreußischen Landesmuseum statt, wo der Direktor Dr. Mähnert über die Bewahrung der eigenen Kultur im Exil informierte.
Nachdem zwischen der Ministerin und ihren Gastgebern noch Geschenke ausgetauscht worden waren und nach einem kurzen Rundgang durch das historische Rathaus führte der Weg Kalon Norzin Dolma und die Delegation in das Ostpreußische Landesmuseum. Dort wurde die Ministerin vom Direktor Dr. Joachim Mähnert empfangen. Der Austausch konzentrierte sich auf die Herausforderungen der Kulturerhaltung außerhalb des Herkunftsgebiets – eine Thematik, die für die tibetische Exilregierung angesichts der Unterdrückung der tibetischen Kultur in China von zentraler Bedeutung ist. „Es war faszinierend zu sehen, wie die ostpreußische Kultur hier bewahrt und gelebt wird“, so Kalon Norzin Dolma. „Das gibt uns Hoffnung und zeigt Wege auf, wie wir unsere eigene reiche tibetische Kultur trotz der widrigen Umstände am Leben erhalten können.“
Ein weiterer Schwerpunkt des Gesprächs war die politische Philosophie Immanuel Kants. Insbesondere Kants These, dass Demokratien einander nicht angreifen und somit das Zurückdrängen von Autokratien ein gemeinsames Ziel aller friedliebenden Menschen sein müsse, fand die volle Unterstützung der Ministerin. Sie zog dabei Parallelen zu den globalen Konflikten und insbesondere zur Besetzung ihrer Heimat durch China.
Dr. Carsten Klein, Delegationsleiter des Südasien-Büros der Friedrich-Naumann-Stiftung, hob die tiefgründigen Gespräche hervor: „Der Gedankenaustausch über Kants philosophische Ansätze und ihre Relevanz für die heutigen globalen Herausforderungen war äußerst fruchtbar. Es wurde deutlich, wie universell die Prinzipien von Freiheit und Gerechtigkeit sind und wie sie verschiedene Kulturen und Völker miteinander verbinden können. Es war uns eine Ehre, eine so hochrangige Vertreterin der Regierung Seiner Heiligkeit des Dalai Lama in Norddeutschland begrüßen zu dürfen.“
Eine überraschende und bewegende Parallele ergab sich während des Museumsrundgangs: Während Tausende Ostpreußen 1945 unter Lebensgefahr über das vereiste Haff vor Angriffen fliehen mussten, fliehen auch heute noch jährlich Tausende Tibeter unter ähnlichen Risiken über den verschneiten Himalaya, um Chinas Verfolgung zu entkommen.
Der Besuch von Kalon Norzin Dolma in Lüneburg diente nicht nur dem bilateralen Austausch, sondern setzte auch ein klares Zeichen der Unterstützung und des Verständnisses für die Lage Tibets und die Arbeit der tibetischen Exilregierung. Die Ministerin reist in den nächsten Tagen nach Nordindien, wo sie die Staatsgäste zu Ehren des 90. Geburtstags Dalai Lama am 6. Juli empfangen wird.
-
Eintrag ins Goldene Buch der Hansestadt Lüneburg
-
-
-
-
-
-
-
-
-